Vornamen werden prinzipiell überbewertet – dachten sich die brandenburgischen Hohenzollern. Warum braucht jeder einen eigenen, unverwechselbaren Namen. Der Name, der für den Großvater gut genug war, soll auch für den Enkel gut genug sein! Das hatte zum Ergebnis, dass die gesamte Liste der preußischen Könige nur mit zwei Vornamen (und der Kombination von beiden) auskam.
Schauen wir sie uns an:
Markgraf Friedrich III. krönte sich am 18. Januar 1701 in Königsberg zum König Friedrich I. in Preußen. (Sein Vater war übrigens Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, gewesen.)
Auf Friedrich I. folgte 1713 sein Sohn Friedrich Wilhelm I.
Nach Friedrich Wilhelm I. Tod 1740 wurde sein Sohn Friedrich II. König.
Auf Friedrich II. folgte 1786 sein Neffe, Friedrich Wilhelm II.
Friedrich Wilhelm II. starb 1797. Nachfolger wurde sein Sohn Friedrich Wilhelm III.
Diesem folgte 1840 sein Sohn Friedrich Wilhelm IV.
Friedrich Wilhelm IV. starb kinderlos. (Er war übrigens verheiratet mit Elisabeth von Bayern, der Schwester von Sophie, der Mutter von Kaiser Franz Joseph I. von Österreich. Franz Josephs Cousine Elisabeth war die Tochter von Herzog Max und Maria Ludovica, einer anderen Schwester von Elisabeth und Sophie.) Auf Friedrich Wilhelm IV. folgte sein Bruder Wilhelm I.
Wilhelm I. hatte nur zwei Kinder, Friedrich Wilhelm und Luise. Wilhelm I. wurde 1871 ungern Kaiser des neugegründeten Deutschen Kaiserreichs. Er hätte lieber nur den Titel eines preußischen Königs behalten; aber was galten schon die Wünsche eines Königs, wenn Bismarck das Gegenteil wollte.
Als Wilhelm I. am 9. März 1888 verstarb, wurde sein Sohn Kaiser und König von Preußen und nannte sich Friedrich III. (Eigentlich hätte er sich, in Fortsetzung der Zählung der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, das bereits drei Friedriche gesehen hatte, Friedrich IV. nennen wollen, aber Bismarck wollte, dass die Zählung der preußischen Könige zugrundegelegt werden sollte.)
Friedrich III. starb am 15. Juni 1888 an Kehlkopfkrebs. Mit 29 Jahren gelangte sein Sohn Wilhelm II. auf den Thron.
Wilhelm II. hätte die Tradition bereitwillig fortgesetzt; den Thronfolger hatte er schließlich pflichtbewusst (Friedrich) Wilhelm genannt. Dessen erstgeborener Sohn hieß natürlich ebenfalls (Friedrich) Wilhelm.
Bei den Königinnen und Kaiserinnen herrschte naturgemäß keine solche Einheit, schließlich entstammten sie anderen Häusern, die sich mehr Kreativität bei der Taufe ihrer Kinder erlaubten.
Doch die Geschichte hat bisweilen Sinn für Humor: So hieß die Gattin von Friedrich Wilhelm III. Luise.
Die Frau von Wilhelm I. war Augusta (auch Auguste genannt).
Sein Sohn Friedrich Wilhelm heiratete Victoria, die Tochter von Queen Victoria.
Und die Frau von dessen Sohn Wilhelm II. hieß praktischerweise Auguste Viktoria.
Und wie hieß Wilhelm II. einzige Tochter? Viktoria Luise!