Premade-Cover sind genial für introvertierte Autoren: Man kann im Internet heimlich, still und leise Galerien mit zehntausenden Covern durchstöbern, bis man das passende Cover gefunden hat. Dann kann man es je nach Anbieter selber mit Titel und Autorennamen versehen und herunterladen, oder man kann es kaufen und wird kurz darauf von der Coverdesignerin kontaktiert, damit sie Titel und Autorenname ergänzen kann. Premade-Cover sind super!
Die Cover-Suche ist mit eine der schönsten Aufgaben eines Selfpublishers. Denn bei der Coversuche gibt es sie wirklich: die Liebe auf den ersten Blick! Manchmal macht es einfach Klick, und man hat das perfekte Cover gefunden, ein Cover, das man am liebsten auch noch als Bildschirmhintergrund, Tätowierung und Lackierung auf dem Auto haben möchte! Das ultimative Cover, das Cover, das nur für uns gemacht wurde! Das sind die schönsten Momente. („Der Kaiser von Huwelreich“ und „Wie man einen Kaiser erpresst“ sind solche Cover.)
Die Cover-Suche kann aber auch sehr frustrierend sein. Man klickt sich durch hunderte Cover, keines passt, die Stichwortsuche liefert einem die absurdesten Suchergebnisse (wer bitteschön hielt es für eine gute Idee, seine roten und grauen Cover für Horrorromane mit dem Schlagwort „pink“ zu versehen?), und man fragt sich, ob man nicht doch ein maßgeschneidertes Cover in Auftrag geben soll (und dann ein halbes Jahr warten muss).
Wer noch nie ein Premade-Cover gesucht hat, sollte es unbedingt machen!
Was gilt es bei der Cover-Suche zu beachten? Hier ein paar Gedanken.
- Viele Cover-Designer verwenden Stockfotos. Also nicht wundern, wenn das Model des eigenen Covers auch auf einem anderen Cover zu sehen ist, aber mit einem neuen Hintergrund.
- Ein Cover sagt mehr als tausend Worte: Das Titelbild sollte die Stimmung und das Genre des Buches wiedergeben, damit die potentiellen Leser erahnen können, was sie in diesem Buch erwartet. Deshalb konzentrieren wir uns bei der Cover-Suche am besten auf die Stimmung unserer Geschichte und können dann gleich alle die aussortieren, die nicht dazu passen.
- Cover-Designer versehen ihre Cover oft mit Suchbegriffen zu Stimmung, Atmosphäre und Gefühlen: „sadness“, „loyalty“, „dark“ …
- Cover-Designer versehen ihre Cover aber auch gerne mit Schlagwörtern, die überhaupt nichts mit den Objekten auf dem Cover oder mit der Stimmung des Buches zu tun haben. Ein Cover für einen Western, auf dem eine hübsche Dame und ein Pferd zu sehen sind, findet sich unter dem Schlagwort „Löwe“; und unter dem Schlagwort „König“ findet man einen smarten Burschen im Anzug mit Notebook und Krawatte. (?)
- Cover mit Personen und/oder Tieren sind für viele Leser weitaus ansprechender als Cover, die nur Landschaften oder Gebäude zeigen.
- Cover, bei denen die Person dem Betrachter den Rücken zuwendet, finde ich nie ansprechend. Die Person wirkt vielmehr abweisend, als wäre es ihr Wurscht, ob der Leser ihre Geschichte liest oder nicht. Geht es euch auch so?
- Ich höre es immer wieder: Schachfiguren auf dem Titelbild sind langweilig. Es muss schon wirklich gut gestaltet sein, mit irgendeiner Besonderheit, damit ein Schachbrett-Cover die Leser anspricht. (Der Kaiser, sein Feind und der Krieg!)
(Ich persönlich liebe Schach-Cover, aber ich habe auch einen Kugelschreiber in Form eines Schwerts, obwohl er scheußlich aussieht.) - Wenn ein Cover zu aufgeregt ist, wenn man nicht weiß, wo man zuerst hinsehen soll – lieber ein anderes nehmen.
- Egal welches Schlagwort – es ist immer mindestens ein Bild von Neuschwanstein dabei!
- Für amerikanische Autoren mag sich diese Frage nicht stellen, aber für deutschsprachige sehr wohl: Sollen Neuschwanstein oder Hohenzollern, die Nr. 1 und 2 unter dem Stichwort „Castle“, auf dem Titelbild eines Fantasyromans erscheinen, oder sind sie für unsere Leser zu sehr Teil der Wirklichkeit? Amerikanische Leser denken sich dabei vielleicht „schönes Fantasie-Schloss, tolle Fantasygeschichte“, aber denken sich die Leser im deutschsprachigen Raum nicht eher „Ach, Neuschwanstein – Ludwig II. – Bayern – Wagner – Schulden – Wahnsinn, usw.“?
Mont-Saint-Michel trifft man ebenfalls oft auf Premade-Covern für Fantasy-Romane an, meist unter dem Schlagwort „Castle“, dabei ist es doch eine Abtei … - Wenn man zweimal hinschauen muss, um die Figuren/Gegenstände auf dem Cover zu erkennen, ist das schon einmal zu viel.
- Das Cover muss auch in Schwarz-weiß und in Fingernagelgröße einen guten Eindruck machen.
- Die Personen auf dem Cover müssen nicht eins zu eins den Figuren des Romans entsprechen. Identische Haarfarbe usw. sind nachrangig, wichtiger ist, dass die Gestalt auf dem Cover der Leserin einen Eindruck vermittelt, welche Gefühle im Buch vorherrschen.
- Figuren, deren Gesicht von einer Kapuze verdeckt ist, sind nicht cool, die sind eher dämlich. Schließlich sehen sie selber nichts.
- Man findet schwerlich Cover für Mittelalter-Romane ohne Drachen. Man findet auch oft Ritter mit dem roten Kreuz der Templer auf dem weißen Waffenrock. Ob man Templer für ein Fantasy-Cover verwenden soll, obwohl es nicht um Templer geht? – Und ein sehr beliebtes Stockmodel ist der Ritter im blauen Waffenrock mit dem Einhorn auf dem Schild. Der hält das Schwert in dramatischer Pose, aber das Einhorn macht das ganze etwas luftiger und zarter. Wenn man drauf achtet, ist er plötzlich überall!
- Es gibt Cover, die sind so schön, und man würde sie so gerne kaufen – nur leider hat man keinen passenden Roman.
- Der Garten mit dem Springbrunnen auf „Die Rose von Huwelreich“ hat mir so gefallen, dass ich ihn in „Wie man einen Kaiser erpresst“ zu einem der Schauplätze der Handlung machte!
- Manchmal findet man trotz eifrigster Suche nicht das Traumcover. Das ist nicht schlimm: Wir sind Selfpublisher, wir können unsere Bücher problemlos neu veröffentlichen, wenn uns eines Tages das Traumcover gefunden hat!