Ich bin wieder zu Hause in meiner geistigen Heimat! (Endlich!!!) Seit dem 30. Juli schreibe ich am dritten Teil der Burgund-Reihe. 40 Seiten hat das Buch bereits. (Geschätzt; ein A4-Block ist schon voll, einseitig beschrieben.)
Schaut euch diese kühnen Streiter auf dem Bild an! Die Protagonisten kämpfen endlich Seite an Seite, wir haben ja schließlich lange genug darauf gewartet! Sie stammen aus einer Vergangenheit, die so niemals stattgefunden hat, und kamen eigens für dieses Foto in die echte Gegenwart gereist. Der mit dem roten Waffenrock, der tapfer in Verteidigungshaltung ausharrt, ist Gunther. Der in Schwarz, der triumphal auf die Feindesscharen deutet, weil seinem Zorn und seinem Schwert kein einziger entkommen kann, ist natürlich Hagen.
Die Bösen in den Büchern sind immer viel toller als die langweiligen Helden!
Zur Feier des Buches habe ich mir ein paar neue Füller gekauft (welche aus China, die sind extrem günstig und dabei hervorragend verarbeitet. Später schreibe ich auch einmal den lang schon versprochenen Blogartikel über meine Füller.). Einer davon ist burgunderrot und heißt „Regal“ (gemeint ist das englische Wort, schließlich ist auf der Kappe eine Krone abgebildet, hehe) und der andere ist schwarz und heißt „Duke“. Passend zum Titel des Buches, den ich hiermit subtil verraten habe! Und ich habe diese Stifte nicht zufällig gefunden, sondern habe bewusst nach einem Regal- und einem Duke-Stift gesucht, in der Hoffnung, es gäbe irgendwelche, die mit diesen Schlagworten versehen sind. Volltreffer, würd ich sagen. X-D
Ah ja, es folgen Spoiler zu Band 2.
Im neuen Buch gibt es viele Intrigen; es gibt gleich drei Figuren, die würdige Nachfolger von Siegberth von Thüringen sind, und die Sachsen werden auch wieder wichtig. Das Buch schließt direkt an den Vorgänger an. Es war ungefähr drei handgeschriebene Seiten lang wirklich angenehm, und dann kommt der alte Herzog und übernimmt Gibichs Nachfolge als Antagonist. (Wir alle wissen ja, warum er Hagen nicht leiden kann.) In den Szenen mit Gunther sieht man schön, wie schnell er, gerade weil er sanftmütig und freundlich ist, an Bedeutung verliert und zwischen den temperamentvolleren Figuren fast zerrieben wird. Genauso ergeht es den netten Menschen, wenn sie in Gesellschaft sind!
Weiterhin bekommt Dankwart jetzt eine größere Rolle. Der ist übrigens eine Lieblingsfigur meiner besten Testleserin. Auch Volker von Alzey wird öfter auftreten (alle Leser des Epos sind sich darin einig, dass Volker cool ist. Der Dichter sah das auch so.) Zu meinen Lieblingen gehört er zwar nicht; „meine (…) Sympathien blieben stets auf Seiten der Autorität“, aber es macht durchaus Spaß, über ihn zu schreiben. Zudem wurde er in Band 1 als hervorragender Diplomat eingeführt, und Verhandlungs-, Überredungs- und Diplomatieszenen sind großartig! Er sieht übrigens aus wie Walther von der Vogelweide. Er KANN gar nicht anders aussehen!
Kriemhild ist auch wieder dabei. Im mittelhochdeutschen Epos mag ich sie nicht, in der Edda (wo sie Gudrun heißt) schon mehr. (Dort rächt sie auch nicht den Tod ihres Mannes, sondern den Tod ihrer Brüder. Richtig so!) Bei mir hat sie mehr Gemeinsamkeiten mit der Gudrun bzw. ihrem historischen Vorbild Fredegunde aus der Merowingerzeit. Als Ergebnis ist sie launisch, verschlagen, verwöhnt, selbstbewusst – die Sorte Mensch, die man im wahren Leben nicht ausstehen kann, aber in Büchern gerne antrifft, weil sie interessant sind.
Am meisten freue ich mich natürlich auf die vielen Szenen, in denen Gunther und Hagen Politik machen und Intrigen schmieden; vor allem, weil Hagen nicht zufrieden ist, bis er jedes Mal seinen Willen durchgesetzt hat: Das ergibt dann Konflikt und Dramatik, Nerven liegen blank, ach, wie schön!
Es gab auch eine Premiere, eine absolut unglaubliche:
ZUM ERSTEN MAL HABE ICH EINE ANSPIELUNG (IN DIESEM FALL EINE HISTORISCH/THEOLOGISCHE) IM TEXT ERLÄUTERT!!
Nein, das gab es vorher noch nie. Es schafft mir ja hämische Freude, ständig Zitate und Reminiszenzen an historische Persönlichkeiten einzustreuen, ohne sie als solche kenntlich zu machen. (Wenn man sie erläutert, wäre es ja auch Strebertum. Außerdem könnten sich gebildete Leserinnen beleidigt fühlen, wenn die Autorin sie für so dumm hält, dass sie ihnen alles erklären muss.)
Und deshalb ist das ein wichtiger Teil meiner Schreibphilosophie, dass historische Anspielungen usw. nicht im Text aufgezeigt werden; zugleich darf es aber dem Verständnis der Textstelle keinen Abbruch tun, wenn jemand die Anspielung nicht erkennt.
Jetzt also, in Buch 14, wurde zum ersten Mal von diesem Prinzip abgewichen! Es wird Augustinus zitiert, und die perspektivtragende Figur denkt sich wohlwollend: „Wie schön, ein Augustinus-Zitat!“
Es könnte gut sein, dass das neue Buch 400 Seiten haben wird. Das wäre auch interessant, weil ich noch keines mit vierhundert-irgendwas Seiten habe. Das Cover habe ich übrigens schon, und es hat eine Farbe, die auf keinem meiner anderen Bücher vertreten ist! Welche es wohl sein wird?
Genug für heute! Morgen heißt es wieder „Auf nach Worms!“