Das Buch, das man am häufigsten gelesen hat, sagt gewiss sehr viel über einen aus. Ist es ein hervorragendes Fachbuch, ist es das preisgekrönte Werk eines großen Meisters, oder ist es irgendein Liebesroman, welcher, der Banalität des Genres geschuldet, klischeehaft und dümmlich ausfällt?
Ich verrate euch heute, welches Buch ich am häufigsten gelesen habe.
Zuerst aber die Auflistung der Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe:
- Zwei reich bebilderte Bücher über Papst Benedikt XVI.
- Einen Ausstellungskatalog zur Speyerer Ausstellung „Heinrich IV. Kaiser, Kämpfer, Gebannter“ (bei dieser Ausstellung war ich auch!!!)
- Drei Fantasyromane von Lindsay Buroker auf Englisch. Die E-Books waren kostenlos, also habe ich sie auf den Kindle geladen. Ab und an lese auch ich triviale Belletristik, aber dann nur in Fremdsprachen, damit ich wenigstens ein klein wenig geistig gefordert bin. Unterhaltung nur zur Unterhaltung unterhält mich nicht. Das ist Zeitverschwendung und macht mich aggressiv. Deutschsprachige Romane lese ich nur, wenn sie von großen Autoren sind; ich hoffe, von ihnen etwas lernen zu können, und sei es auch nur ein klein wenig.
- Das verborgene Leben der Meisen
- Ein Buch über Bismarck-Denkmäler
- Das C.H. Beck-Wissen-Buch „Die Vandalen“
- Einen Bildband über Kaiser Franz Joseph
- Eine Biographie über Max von Baden, den letzten Kanzler des Deutschen Kaiserreichs
- „Preußen im Film“, ein Band des fünfbändigen Ausstellungskatalogs „Preußen. Versuch einer Bilanz“ von 1981
- Schon wieder ein Buch über Bismarck. Stand nicht viel Neues drin; im Übrigen habe ich einen Fehler entdeckt bei der Angabe des Todestages von Johanna von Bismarck
- Eine Biographie von Franz Herre über den preußischen Generalstabschef Helmuth von Moltke (der Ältere natürlich)
Zu einigen der Bücher habe ich mir Notizen gemacht. Da ich aber, nach alter Perfektionistenmanier, alles, was ich tue, übertreibe, wurden 28 Seiten Notizen draus. Diese Notizen wie auch diese Kenntnisse werden mir in meinem Leben freilich nie von Nutzen sein, schließlich bin ich leider keine Historikerin, obschon ich dazu berufen war – aber die Lektüre historischer Sach- und Fachliteratur und das dazugehörige Exzerpieren und Zusammenfassen bereiten mir Freude, und das sollte an sich schon Grund genug sein, diese Tätigkeiten trotzdem auszuüben. Wenn eine Arbeit als einzige Frucht Freude trägt, hat sie guten Ertrag eingebracht.
Nun zurück zur Frage vom Anfang des Blogartikels. Welches Buch habe ich am häufigsten gelesen? Haltet euch fest, vor allem, wenn ihr mich persönlich kennt oder wenn ihr nach häufigeren Blogbesuchen meine Hauptinteressen kennengelernt habt:
Twilight.
Ja. Das Buch mit den glitzernden Vampiren und den Werwölfen.
Falls Sie gerade zum ersten Mal auf meinem Blog herumstreifen, um herauszufinden, ob ich denn in der Lage bin, Bücher über deutsche Sagen usw. zu schreiben, und jetzt entsetzt wegklicken wollen, dann seien Sie versichert, dass dieses o. g. Buch nicht repräsentativ für mich oder meine Interessen/schriftstellerischen Produkte ist. Ruhig bleiben bitte! Hier, lesen Sie, was mich wirklich begeistert: Ich besitze mehr als einen Meter Literatur zum Investiturstreit; das Buch mit dem besten Schreibstil ist „Gedanken und Erinnerungen“ von Bismarck; schon mit vierzehn waren meine Vorbilder Goethe und Schiller; mein Lieblingsbuch kann jeder erraten, der mein Portfolio durchscrollt, und würde man mich nach Buch-Geheimtipps fragen, würde ich „Alex and Me“ und „Die Schlafwandler“ sagen.
(Eine kurze Klarstellung für alle, die sich mit der Materie auskennen: Jacob war viel besser für Bella! In Band zwei blühte sie an seiner Seite richtiggehend auf, fand Hobbys, entwickelte einiges Geschick auf Gebieten, die man ihr gar nicht zugetraut hätte (Motorradfahren und an Motoren rumschrauben), und durfte vor allem außer Jacob auch noch andere Freunde haben. Ganz anders als bei Edward, der sie immer von ihren wenigen Freunden isolieren wollte.)
Als ich in der Schule war, wurde Twilight gerade zum Trend. Ein Klassenkamerad lieh mir die ersten Bände aus. Ich las sie innerhalb weniger Tage auf Deutsch, und da ich auch mein Englisch verbessern wollte, las ich sie später auf Englisch. Eine Twilight-Besessenheit, wie sie damals viele Mädchen erfasste, hat mich freilich nie erfasst.
Einige Jahre später beschloss ich, mein Französisch zu reanimieren. Zuerst las ich dazu den „Glöckner von Notre-Dame“ auf Französisch und parallel (zum zweiten Mal) auf Deutsch. (Seitdem nenne ich das Buch stets beim französischen Titel „Notre-Dame de Paris“, um damit subtil anzugeben, dass ich es im Original gelesen habe. Bei „Gone with the Wind“ verfahre ich genauso.) Nach der Lektüre von Notre-Dame de Paris fühlte ich mich für das Verstehen französischsprachiger Historienromane des 19. Jahrhunderts gut gerüstet, fühlte mich aber in moderneren Texten noch nicht so sattelfest.
Welches andere Buch, das ich bereits kannte, könnte ich auf Französisch lesen? Es sollte ein sprachlich nicht allzu anspruchsvolles sein, denn ich wollte mein Hauptaugenmerk hauptsächlich auf das Erkennen der Verbformen und -zeiten legen und nicht von einem umfangreichen Wortschatz abgelenkt werden. Wenn ich die Geschichte schon kannte, fiele mir natürlich auch das Erschließen neuer Wörter leichter.
Da fiel mir Twilight ein. Dessen überschaubarer literarischer Anspruch war fürs Sprachtraining durchaus geeignet.
Also las ich Band 1 auf Französisch, und alle anderen auch.
Und auf Italienisch, das ich mir im Selbststudium halbwegs beibrachte.
Desgleichen auf Portugiesisch.
Nur für Niederländisch und Spanisch nahm ich andere Bücher zum Trainieren.
Nun wisst ihr, warum ich Twilight am häufigsten gelesen habe: Um damit Sprachen zu lernen, weil es solch ein einfaches Buch ist.
Das Buch, das ich aus Interesse am häufigsten gelesen habe und das den Titel, den Twilight innehat, eigentlich eher verdient hätte, ist „Der Wagner-Clan“. Das habe ich schon drei- oder viermal gelesen.
Ebenfalls oft von mir herangezogen und genossen sind zwei Anekdotenbücher über Wilhelm I. („Kronen müssen fest sitzen!“) und Bismarck („Höflich bis zur letzten Galgensprosse“).
Und wollte man die Bücher von L. Vogel als richtige Bücher einordnen, dann habe ich, der vielen sorgfältigen (obsessiven! selbstzweifelschweren!) Korrekturdurchläufe wegen, wohl zwangsläufig die Vogel-Romane am häufigsten gelesen.