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Ein riesiger Verrat

Ich bin unglaublich schockiert. Ich lebe in einem Haus, das 1870 erbaut und nie viel renoviert wurde.
Dass bei solch einem Altbau in allen Außenecken Schimmel hereinkriechen will, wusste ich schon als kleines Kind. Früher haben meine Eltern manchmal ein Schimmelmittel aufgebracht. Aber seit die Köpfchen da sind, darf man auf keinen Fall mit solchen Mitteln gegen ihn vorgehen, da es für sie lebensbedrohlich (!) wäre. Das gilt für alle Vögel.

Und jetzt ist es passiert: Ich habe Schimmel in meiner Büchersammlung gefunden! In meinen Büchern von der Wissen-Reihe von C. H. Beck. Wer sie nicht kennt: Das sind kleine, je ca. 128 Seiten lange Bücher, geschrieben von namhaften Lehrstuhlinhaberinnen und Lehrstuhlinhabern zu verschiedenen Themen. Die meisten Bücher dieser Reihe widmen sich Themen der Geschichte, es gibt aber auch andere Gebiete, die behandelt werden, z. B. Musik, Kunst, Psychologie und Medizin.

Ich hatte ungefähr 120 Bücher dieser Reihe. Sie waren der Stolz meiner Sammlung, ich hatte sie so lieb! Alle C.H.Beck-Wissen-Bücher haben verschiedenfarbige Cover, sodass sie einen wunderschönen bunten Reigen bilden. Ich hatte zwei ganze Regalbretter voll und freute mich jedes Mal, wenn ich sie anschaute.

Und jetzt habe ich an vier von ihnen Schimmel entdeckt!!!! Es ist so gemein! Hinten am Buchblock. Ein paar andere haben verdächtig aussehende Stockflecken.

Sie standen in einem Regal von Ikea. Mein Bruder hatte das gekauft, als er noch in diesem Zimmer wohnte, und später habe ich es okkupiert. (Er hat es aber erlaubt.) Leider stand das Regal an einer Außenwand, aber da stand es schon, als mein Bruder es dort aufstellte, und seinen Büchern ging es jahrelang gut darin.
2020 sind dann meine Bücher dort eingezogen, oder 2021. Und jetzt das!!!

Ich fühle mich verraten! Meine Bücher sind meine Freunde, meine Schätze, eines der ganz wenigen Dinge auf der Welt, die ich noch haben durfte! Mir ist im Laufe meines Lebens schon so viel genommen worden:

As I have sometimes hinted at, I had a very traumatic childhood.

Von meinen Großeltern weiß ich nichts, als dass sie gestorben sind. Andere Erinnerungen habe ich nicht mehr an sie, bis auf eine Oma, die später, als ich erwachsen war, vor meinen Augen einen Schlaganfall erlitt, an dem sie drei Tage später sterben würde.

Ich wollte immer Geschichte studieren, aber diesen Traum hat mir eine Person, die ich stets verehrt hatte, gnadenlos zertrampelt.

Ich habe einen Beruf gelernt und habe in einem Unternehmen gearbeitet, aber wurde zwei Jahre lang gemobbt, bis ich kündigte. Seitdem kann ich nicht mehr mit Menschen arbeiten. Bei jeder Interaktion fange ich an zu weinen.

Mein Schwarzköpfchen Fritz ist 2017 ganz plötzlich gestorben. Er war mein Seelenverwandter, ich hatte ihn so lieb. Er wurde nur zwei Jahre alt. Ich vermisse ihn so sehr. Er war Lilis erstes Männchen.

Ich habe eine chronische Krankheit, die dazu führt, dass mich alles über die Maßen anstrengt. Selbst wenn ich nur für eine Stunde meinen Bruder und seine Freundin besuche, muss ich mich danach den Rest des Tages ins Bett legen. Selbst nach so einfachen Sachen wie Haarewaschen muss ich mich zwei Stunden lang erholen!

Früher konnte ich täglich eine Stunde Sport machen. Das geht nicht mehr.

Früher liebte ich es, Sprachen zu lernen, um Bücher zu lesen. Das geht nicht mehr.

Früher habe ich mich geschminkt und schön angezogen, weil mir das Freude machte. Geht nicht mehr, zu anstrengend. Zum Im-Bett-Liegen braucht man keinen Eyeshadow.

Früher fuhr ich zu Opern, alleine, Götterdämmerung natürlich. Das wird nie wieder passieren. Zu anstrengend.

Meine Freundinnen habe ich alle aus den Augen verloren, außer meiner besten, das ist natürlich Lili. Mit den introvertierten Freundinnen ging es leise auseinander, weil ich auch introvertiert bin und keine von uns der anderen lästig fallen wollte. Dann blieben nur die extrovertierten Freundinnen übrig, und die waren zwar anstrengend, aber schon lieb, bis Corona kam. Wegen des Mangels an Gesellschaft klammerten sie sich an mich und wurden zu selbstbezogenen Laberautomaten. Nachdem man mich (mehrmals!) zwei Stunden lang pausenlos von sich selber vollgefaselt hatte, ohne mich zu fragen, wie es eigentlich mir ginge, hatte ich keine Kraft mehr, diese Freundschaften weiterzuführen.

Meine Lehrer sagten früher immer, ich erinnere sie an Rory Gilmore und an Lisa Simpson. Wenn sie mich heute fragen würden, was ich mache, wisst ihr, was ich sagen müsste? Dass ich Dichtungsringe zähle. Das ist meine Arbeit.

Ich wollte immer Bücher schreiben, aber diesen Traum hat mir mein Bruder C zertrampelt.

Seit 2019 habe ich Depressionen.

Vielleicht habe ich Zwangsstörungen, keine Ahnung, es gibt keine psychische Versorgung hier auf dem Land. Ich zähle nicht mit, wie oft ich mir am Tag die Hände wasche, oft mehrmals hintereinander. Ich muss auch minutenlang kontrollieren, ob der Herd aus und die Fenster zu sind. Nachts stehe ich oft dreimal wieder auf und schaue, ob die Fenster wirklich geschlossen sind. Das geht bis um halb zwei.

Eines der wenigen Dinge, die ich noch hatte, waren meine Bücher.

Es sind schon einige, definitiv mehr als 1000, aber ich bin zu erschöpft zum Zählen.

Und jetzt schimmeln sie! Es fühlt sich an, als hätten sie mich verraten, oder das Schicksal. Das miserable Raumklima wird auch den anderen zusetzen; es ist nur noch eine Frage der Zeit.

Ich darf nichts Schönes haben, ich darf nichts Nettes für mich haben. Mir muss alles genommen werden. Ich darf mich an nichts freuen.

Und natürlich gibt es so viele Menschen, denen es schlimmer geht. Ich denke jeden Tag an die anderen überall auf der Welt. Jede Nacht denke ich an die Verbrecher überall und was sie ihren Opfern antun, und an die Unterdrückerregime und die notleidenden Leute. Ich hasse die bösen Menschen auf der Welt.

ABER: Hier im Industrieland Deutschland geht es vielen Menschen ausnehmend gut. Natürlich gibt es auch hier Krankheiten, Unfälle, Leid. Doch allen um mich herum geht es blendend! Das ist ja auch schön für sie, und die meisten sind nette Leute. Alle sind gesund, reich, fit, haben Zeit für Hobbys, haben Kraft, irgendwelche sinnlosen Aufgaben zu beginnen. Mir ist nur eine Person bekannt, die seit Jahren bloß Pech hat. Das setzt einem auch zu, wenn man der einzige Loser in einer Riege von Stars ist.

Und jetzt gehen meine Bücher zugrunde. Ich hatte mir so sehr gewünscht, dass ich sterbe, bevor alles verschimmelt. Ich hatte sterben wollen, bevor alles, was mir noch ein Körnchen Freude brachte, kaputt ist. Es hätte doch gereicht, wenn man die Bücher nach meinem Tod wegwirft. Jetzt werde ich auch noch meine Büchersammlung aufgeben müssen.

Das Schicksal ist erst zufrieden, wenn es mir alles genommen hat.

Neue Herausforderungen

Etwas Positives: Die letzten Tage hatte ich etwas mehr Energie als sonst.
Ich hatte mir erhofft, diese Energie in eines meiner Hobbys (Worms-Buch 4) investieren zu können. Stattdessen

… musste ich ein ganzes Zimmer umräumen, weil einer meiner zwei Schreibtische kaputtging.
Da ich jeden nur denkbaren Platz mit Büchern und Ablagefächern gefüllt habe, gestaltete sich das sehr schwierig: Ich musste die Sachen in zwei anderen Zimmern verteilen und weitere Möbel wegschieben, damit der Tisch überhaupt durch die Tür passte. Immerhin hatte ich genug Kraft, um diese Aufgabe in zwei Tagen durchzuziehen, mit ganz viel Hilfe von meiner Mum.
(Der alte Schreibtisch ist weg – aber nicht weggeworfen, weil wir echte Schwaben sind und ihn jetzt hinter dem Haus als Ablage benutzen. Vorher stand dort ein runder Tisch mit Blechbeinen, mit gesplitterter Tischplatte und Verfärbungen am Plastik oder was das war. Der hat sein Tischdasein auf dem Recyclinghof beendet.)

Morgen kommt der neue Tisch, dann kann ich meinen anderen endlich wieder freiräumen.

Aber natürlich hatte ich keine Zeit, mich meinem Hobby zu widmen.

Ist ja klar. Ich komme jeden Monat nur an ca. drei Tagen dazu.
Alle anderen Hobbys habe ich ohnehin schon lange aufgegeben: Sport, eine sehr spezielle Sprache lernen, Diamond Painting – und die anderen Hobbys, die ich früher hatte, habe ich sogar schon vergessen.

Und leider fällt noch so viel weiteres an, was ich irgendwann erledigen muss:

Ich muss ein neues Handy kaufen und einrichten, was ich unglaublich stressig finde, weil ich Veränderungen HASSE.

Ich muss Fotos vom alten Handy, vom Handy meiner Mum und von einem Notebook übertragen, und diese Fotos am besten noch irgendwo ein drittes Mal sichern (es sind hauptsächlich wichtige Fotos von der echten Lili und dem Blauen).

Ich muss mein Notebook bearbeiten, weil nach dem Update etwas schiefging und auf einmal 18 GB Speicher voll sind, die vorher frei waren. Von Notebooks verstehe ich aber leider nicht viel.

Ich muss einen Platz für neue und alte Bücher finden.

Ich sollte eine Sicherungskopie von meinem Blog erstellen, und ihn völlig umbauen.

Und außerdem kann ich nie vor nachts um zwei einschlafen.

Und vielleicht, vielleicht könnte ich einmal ein paar Szenen von diesem Worms-Buch 4 abtippen, aber das ist wahrscheinlich zu viel verlangt.

Über die Unplanbarkeit des Lebens einer chronisch Kranken

Wenn man chronisch krank ist, nimmt man sich ohnehin nichts Großes mehr vor. Urlaubsreise? Im Leben nicht! Ein Haus bauen? Als ob! Ein Zimmer tapezieren? Mit welcher Kraft bitte? Das Bücherregal abstauben, oder einmal etwas putzen, oder, wenn es hochkommt, 20 Minuten Sport machen? DAS sind Aufgaben, die machbar wären – wenn nichts dazwischenkommt.

Und wie oft kommt etwas dazwischen. Man kann niemals für den nächsten Tag planen; jeden Morgen beim Aufstehen erweist sich, ob man heute die anstehenden Aufgaben, Aufgäbchen vielmehr, bewältigen kann, oder ob die Kraft nur fürs Existieren ausreicht.

Man hat ja keine übersteigerten Wünsche mehr, keine ehrgeizigen Ziele, nur ganz bescheiden würde man einfach gerne den längst überfälligen Staub unter dem Bett wegwischen, oder die eingegangenen Briefe abheften – Dinge, die jemand ohne chronische Krankheit einfach zwischendurch erledigen kann.
Doch nein, es darf nicht sein. Entweder sind es Kopfschmerzen, oder es ist ein Infekt, oder es ist der Luftdruck – alles nur Kleinigkeiten für Gesunde, aber wenn man chronisch krank ist, saugen diese Kleinigkeiten unerbittlich den ohnehin schon geringen Energietank leer.

Dann sieht man die Pläne, diese hochfliegenden Hoffnungen, einmal aufzuräumen, sich die Haare zu waschen, oder vielleicht, vielleicht, einmal sich einem Hobby zu widmen – wieder zerplatzen, wie so oft, während man sich vom einmaligen Treppensteigen erholen muss (nur in den nächsten Stock!). Dann wird es schon unverhältnismäßig kräftezehrend, nur aufrecht am Tisch zu sitzen. Einmal in den Garten zu schlurfen und den Wildvögeln Körner hinzustreuen, rechtfertigt, dass man sich danach wieder hinlegt, weil man so entsetzlich erschöpft ist.

Dann bleibt der Staub eben liegen, die Papierstapel wachsen weiter, die Sportmatte zerbröselt ungenutzt, die Hobbys sind nichts als Erinnerungen an die gesunde Vergangenheit.

Und es bleibt wieder nur die Ernüchterung, dass meine Hoffnungen und Pläne, so klein sie auch waren, trotzdem zu ehrgeizig gewesen sind. Aufräumen, sich die Haare waschen, einkaufen gehen – das ist alles zu viel verlangt. Mein Schicksal als chronisch Kranke sagt: Das hast du alles nicht verdient. Vom Aufräumen zu träumen, ist nicht genug Demut.

Ich hätte auch nie gedacht, dass ich eines Tages im Leben die anderen darum beneide, dass sie Staub wischen können.

Große Veränderungen auf dem Blog

Mit der Zeit wird hier alles geändert. Das Thema des Blogs wird sich verändern, das Blogbanner wird ausgetauscht werden (bloß die wundervolle echte Lili darf dableiben), und zunehmend werden die Seiten, die sich mit meinen „Büchern“ befassen, auf privat gestellt.

Ich plane, die Worms-Geschichten mit der Zeit hier auf dem Blog in einer eigenen Kategorie zu veröffentlichen, sodass sie niemand mehr auf Amazon kaufen muss: Wer Interesse hat, kann alles hier kostenlos lesen. Trotzdem möchte ich sie gerne auf Amazon stehen lassen, um mir selber manchmal ein Exemplar kaufen zu können.
Bis das soweit ist, wird es aber noch lange dauern. Ich bin kaum fähig, mehr als eineinhalb Stunden pro Woche (!) etwas am Computer zu machen, weil mich alles so anstrengt.

Außerdem würde ich die Worms-Sachen noch mit Kommentaren versehen, indem ich zum Beispiel Anspielungen erkläre, historische Hintergründe, die jetzt nicht super bekannt sind, erläutere oder Ähnliches – vergleichbar den Author’s Notes in Fangeschichten im Internet.

Zu den neuen Themen des Blogs:

Es gibt mehrere Dinge, die mir das Dasein schwer machen. Über die möchte ich berichten. Immerhin bin ich nicht die einzige, der es so geht. Da ich selber oft etwas Trost aus den Erfahrungsberichten anderer Betroffener gewinnen kann, möchte ich dies nun zurückgeben (bzw. zurückzugeben versuchen), in der Hoffnung, dass irgendjemand vielleicht auch getröstet ist, wenn er von meinen Schwierigkeiten liest.

Ich schreibe also darüber, wie es ist

wenn man immer als sonderbar galt

über meine Depression

mit PMDS zu leben/vegetieren
(für diejenigen, die es nicht kennen: Das ist überhaupt nicht vergleichbar mit PMS. PMDS raubt euch die Hälfte jedes Monats, steigert das Selbstmordrisiko, lässt die Erinnerungen an alle alten Angriffe und schlechten Erfahrungen wieder hochkommen, macht euch schlimmstenfalls 14 Tage lang zu einer Person, die ihr nicht kennt …)

über den Umgang mit Narzissten, denn davon kenne ich mehr als genug!

über das Leben als kleine Schwester und einziges minder-/normalbegabtes Kind in einer Familie von Hochbegabten

about certain traumas. These articles will be published in English.

wie es ist, wenn man eine Versagerin ist. Das braucht man nicht schönzureden, das ist so. Allerdings finde ich, dass auch Versager ein Recht auf Achtung haben.

über die Bücher, die ich lese

Das wär’s für heute. Ich bin erschöpft und muss aufhören. Gestern Nacht hatte ich einen Schwächeanfall und wäre fast umgekippt.

22. September 2023

Ich habe beschlossen, wieder öfter etwas auf meinem Blog zu veröffentlichen. Die Beiträge werden aber nur so lang sein, wie es meine niemals weichende Erschöpfung erlaubt.

Ich habe mir vorgenommen, jeden Tag (sofern es geht) eine Kleinigkeit aufzuräumen oder zu putzen oder sonst eine winzige Verbesserung vorzunehmen. Wenn größere Aufgaben anfallen, verzichte ich auf die Kleinigkeit. Gestern zum Beispiel konnte ich nichts aufräumen oder saubermachen, weil ich einkaufen war und mich den Rest des Tages davon erholen musste. Heute werde ich eine alte Tasche wegwerfen, deren Kunstleder zerbröselt, ein neues Buch ins Regal stellen und vielleicht noch ein paar Schachteln wegwerfen.

Ich lese gerne Bücher und mache mir anschließend Notizen dazu. Für heute möchte ich mir Notizen zu einem Buch über die normannische Eroberung Englands machen (natürlich vom Verlag C.H. Beck). Außerdem muss ich noch zu einem Kindle-Buch Notizen machen.

Wenn ich einmal mehr Kraft habe, möchte ich alle Bücher auflisten, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Es sind aber sehr viele, deshalb schiebe ich diese Sache immer vor mir her. Dadurch wächst die Liste allerdings stets noch weiter an.

Kann nicht mehr, muss aufhören. Tschüss!

Worms Band 4

Ich habe beschlossen, den letzten Teil des Worms-Buches hier auf meinem Blog zu veröffentlichen. Dann muss niemand dafür Geld ausgeben, und die Interessierten können trotzdem erfahren, wie es weitergeht.

Wann der vierte Worms-Band erscheint

Ganz einfach: Niemals.

Ich höre auf. Vielen Dank an all jene, die Anteil genommen haben, mich unterstützt haben und mir freundliche Mails und/oder Rezensionen geschrieben haben.

Ich bitte all jene um Entschuldigung, die mir geschrieben haben, aber denen ich nie geantwortet habe. Ich kann schon lange meine Mails nicht mehr abfragen; ich habe zu sehr Angst vor Hassmails (die erste Lesermail, die ich bekam, war von einem wütenden alten Mann, und ich denke jeden Tag daran. Das war 2017), und selbst wenn mir jemand etwas Nettes geschrieben hat, bekomme ich ein schlechtes Gewissen, weil ich mir Sorgen mache, dass ich diesen Menschen später doch noch enttäusche, wenn ihm ein anderes „Buch“ von mir nicht mehr gefällt, oder vielleicht wäre meine Antwort auf die E-Mail nicht gut genug. Vielen, vielen Dank, falls ihr mir geschrieben habt! Wie gesagt, es ist nicht persönlich gemeint, wenn nichts zurückkam.

Aber ich kann nicht mehr. Seit 2019 bin ich chronisch krank. Außerdem hat eine Person, zu der ich mein Leben lang aufgeschaut habe, mir meinen Traum vom „Bücherschreiben“ gnadenlos zertrampelt.
Ich habe es endlich verstanden: Es gibt Leute, die schreiben können, Geschichten erfinden, blabla, – und ich gehöre nicht dazu. Ich kann nicht formulieren, ich bin nicht kreativ, ich bin dumm und unfähig. Dass ich glaubte, die Welt mit meinen Ergüssen belästigen zu müssen, ist der Gipfel der Vermessenheit.
Ich war niemals eine Autorin, und das, was ich produziert habe, sind keine „Bücher“, sondern nur Schrott.

Es tut mir wirklich leid für alle, die für diesen Quatsch Geld ausgegeben haben. Entschuldigung!!!! Früher dachte ich echt, das wäre ganz nett und könnte den Leuten gefallen. Jetzt aber schäme ich mich für jeden Satz. Seit 2020 habe ich nie mehr etwas von mir „Geschriebenes“ lesen können, weil ich mich so sehr schäme.

Es tut mir so, so leid wegen allen, die ich persönlich kenne und denen ich ein „Buch“ von mir geschenkt habe, oder die eines freiwillig gekauft haben! So viel Hybris von mir. Aber damals war ich sehr glücklich, wenn jemand sich mit meinem Gestümper beschäftigt hat. Das war unermesslich lieb von euch. Aber es tut mir so leid, dass ich euch mit diesem Schrott belästigt habe! Enschuldigung!!!!

Dann kam 2019 diese Person. Ich hatte ihr zuvor nicht gesagt, dass ich „Bücher“ „schreibe“. Nachdem ich es ihr gesagt hatte, las sie den Worms-Schmarrn, und unterbreitete mir Vorschläge, wie ich es besser machen könne. Die Geschichte sollte nicht im Mittelalter spielen, sondern im Band-Milieu der Jetztzeit; ein böser Band-Manager sollte mitspielen; eine Figur, die von mir klar als an jeglichen Beziehungen uninteressiert dargestellt wurde, sollte in zwei andere Figuren verliebt sein und sich nicht zwischen ihnen entscheiden können, und dann sollte ich das Ganze noch unter meinem echten Namen veröffentlichen. (Lili Vogel ist mein Pseudonym, das ich von meinem Schwarzköpfchen Lili habe. Danke, meine wundervolle Lili, dass ich deinen Namen verwenden durfte! Entschuldigung, dass ich nur Stuss zustandegebracht habe, aber du nimmst mir das nicht böse. Du bist so lieb!)
Das war der Vorschlag dieser Person, und sie sagte, dass mit IHRER Idee das Buch dann erfolgreich sein würde. – Dass ich und gleichgesinnte Leute, die Fans dieser alten Sagen sind, nichts mit Bands und sonstigem modernen Quatsch lesen wollen, sah er nicht ein; er insistierte nur immer, dass SEIN Vorschlag der beste sei.

Wann immer ich versuchte, etwas zu „schreiben“, dachte ich an diese vernichtende Kritik. Seitdem kann ich nicht mehr „schreiben“, seitdem ist alles peinlich. Wenn ich sogar zu blöd bin, um ein richtiges Thema herauszufinden, dann kann ich es gleich sein lassen.
Ich bin fast draufgegangen vor Verzweiflung, aber der Bandmilieu-Typ beharrte darauf, dass er es nur gut gemeint habe mit seiner wundervollen Idee. Ich dürfe natürlich machen, was ich wolle, aber dann sei es eben schlecht. ER KENNT SICH JA MIT ALLEM AUS, SOGAR MIT MEINEN LIEBLINGSTHEMEN. Es ist schon interessant, dass ich, die Dumme, mich mit den Ausgangstexten für diese „Worms-Geschichte“ schon seit 19 Jahren beschäftige – der kluge Bandtyp aber nur einmal das Epos gelesen hat. Aber dieser Typ ist ein Genie, wie er mir oft genug zu verstehen gegeben hat. Also weiß er alles am besten, und ich bin unfähig.

Aber ich will nicht diesen bescheuerten Vorschlag umsetzen. Doch wenn das, was ich gemacht habe, miserabel ist, will ich es nicht mehr fortführen. Denn der Typ mit dem Vorschlag ist enorm klug, und ich kann ihm nicht das Wasser reichen. Also muss er ja Recht haben. Aber ich finde seinen Vorschlag ABSTOSSEND!

Ich gebe das „Schreiben“ auf. Ich war nie dazu geschaffen. Ich bin absolut talentlos. Ansonsten kann ich nämlich auch nichts.

Bald nehme ich den Quatsch aus dem Internet. Bis das soweit ist, geht es noch eine Weile.

Vielleicht folgt später noch ein Blogartikel, wie die dümmliche „Geschichte“ von mir hätte ausgehen sollen. Dann kann, wer interessiert ist, nachlesen und feststellen, dass ich alle zusätzlichen „Figuren“ nur konzipiert habe, um sie spätestens in Band 4 sterben zu lassen, damit es dramatisch wäre. Intrigen und so. Aber vermutlich sind die Intrigen für kluge Leute nur auf Kasperle-Niveau, weil ich doof bin. Was für mich komplex ist, ist für andere das banalste der Welt.

Ich tue der Welt einen Gefallen, wenn ich nicht mehr weiter den Anspruch hege, „Autorin“ zu sein. Bei diesem Wort kommt mir schon das Grauen. Ich war es nie und werde es nie sein. In meiner Familie können alle anderen besser formulieren. Genauer gesagt, die männlichen Verwandten. Sie sind auch alle soo, soo viel klüger als ich! – Meine weiblichen Verwandten sind alle sehr nett und haben mich rührend unterstützt, am meisten natürlich meine Mum. Und ein anderer Verwandter ist zwar auch hochintelligent (meiner Meinung nach der klügste Mensch, den ich persönlich kenne – nimm das, C!!!!!), aber der trumpft nie mit seinem überragenden Intellekt auf, nie macht er andere runter, sondern er ist sehr offen und freundlich und freut sich auch über die „Errungenschaften“ kleinerer Geister.

Ich schreibe nie mehr „Bücher“. Ich höre das Schreiben ganz auf. Für immer. Ich bin unfähig.

Das ist das Ende.

Ich habe ein Buch gelesen

Das ist ja an sich nichts Besonderes. Allerdings war das Buch, um das es hier geht, auf Italienisch – und meine Italienischkenntnisse (wenn man sie denn so nennen möchte), sind überaus mager. Tatsächlich hatte ich mir nur ein ganz klein wenig Lesekompetenz angeeignet; was ich bisher gelesen hatte, beschränkte sich deshalb auf ein paar mir schon bekannte Bücher auf Italienisch, ein paar selbstverlegte Romane, sowie ein halbes Buch über Graf Cavour und den Anfang eines Buches zum Risorgimento.

Im Januar aber habe ich diese kargen Kenntnisse zum ersten Mal richtig einsetzen müssen (eigentlich wollen, denn es bestand ja kein Zwang). Gleich am Erscheinungstag lud ich mir „Nient’altro che la verità. La mia vita al fianco di Benedetto XVI“ von Erzbischof Georg Gänswein auf den Kindle. Damals war noch nicht bekannt, ob das Buch auch auf Deutsch erscheinen würde – doch da ich sofort wissen wollte, was darin steht, musste ich mich eben ans Italienische wagen. Also habe ich mich durchgearbeitet, langsam, aber unaufhörlich. Innerhalb von sieben Tagen hatte ich es fertiggelesen, alle 320 Seiten.

Es war eine große Herausforderung, aber es machte auch viel Freude. Besonders gefiel es mir, wenn ich einen Satz las, zunächst erst gar nichts verstand, und sich beim tiefergehenden Untersuchen der Wörter der Sinn dann doch noch herausschälte – oft, indem ich die Verwandtschaft des jeweiligen Wortes zu seinen Entsprechungen in anderen Sprachen erkannte. Es war, wie wenn man ein schwieriges Rätsel löst.
Gegen Ende habe ich gemerkt, dass sich eine gewisse Verbesserung bezüglich Geschwindigkeit und Verständnis eingestellt hatte.
Natürlich weiß ich, dass es nichts Besonderes ist, ein Buch in einer Sprache zu lesen, die man nicht gelernt hat; jeder andere Mensch, der in der Schule wie ich Spanisch hatte, oder wie manche Leute Latein, könnte dieses Buch genauso lesen und selbstverständlich noch viel schneller!

Meine Lieblingsstellen aus dem Buch, aus dem Gedächntis schnell festgehalten:

Als Kardinal hatte Joseph Ratzinger einen Organspendeausweis. Erst als er Papst wurde, musste er ihn aufgeben, da die Leute im Vatikan dies nicht mit seinem neuen Amt für vereinbar hielten.

Den elektrischen Rollstuhl, den der Papst seinem Bruder Georg geschenkt hatte, benutzte er nach Georgs Tod selber.

Zum „Tag des Alters“ hielt Franziskus eine Rede im Vatikan und erklärte dabei, wie sehr er sich freue, dass Benedikt hier lebe: Es sei, als ob der alte weise Großvater mit im Haus wohne. Benedikt zeigte sich dankbar für diesen wertschätzenden Kommentar, sagte aber zu Gänswein mit sanftem Humor, dass Franziskus auch „großer Bruder“ hätte sagen können: Schließlich sei er nur 9 Jahre jünger als Benedikt.

Als Joseph Ratzinger am 19. April 2005 zum Konklave schritt, wurde er wie am Vortag von Georg Gänswein begleitet (jeder Kardinal darf bekanntlicherweise einen Begleiter mitnehmen). Er sagte zu Gänswein, dass es ihn gestern in der Sixtinischen Kapelle, wo die Wahl stattfand, gefroren hatte, und dass er deshalb einen Pullover unter dem purpurroten Talar trug. Es schließen sich Gänsweins bewegende Schilderungen des Wartens an und dann die Spannung unter den Begleitern und sonstigen Amtsinhabern, als klar ist, dass der neue Papst feststeht! (Das war sooo spannend, obwohl ich den Ausgang schon kannte :-D). Gänswein bekam eine plötzliche Eingebung: Er ging zum päpstlichen Zeremonienmeister und sagte ihm: „Falls Ratzinger Papst ist, denken Sie daran, dass er den schwarzen Pullover auszieht, bevor er die päpstlichen Gewänder anlegt!“ – Im Überschwang der Gefühle wurde das allerdings wieder vergessen, und deshalb sieht man auf den ersten Fotos des neuen Papstes unter seinen weißen Ärmeln den schwarzen Pullover hervorblitzen.

Noch eine Anekdote aus dem Konklave:
Man hat später gemutmaßt, dass Joseph Ratzinger seine Stimme dem Erzbischof von Bologna gab, bei jedem Wahlgang, auch dann noch, als die anderen begannen, ihre Stimme nur noch den aussichtsreichsten Kandidaten zu geben. Nach dem dritten Wahlgang wurde das Mittagessen eingenommen, und währenddessen ereiferte sich der Erzbischof von Bologna: „Ich möchte wissen, wer mich da immer wählt! Wenn ich rauskriege, wer das ist, dann hau ich dem eine rein!“
Ein anderer Bischof hatte die Sache schneller durchschaut und erwiderte: „Aber das geht doch nicht! Wie es scheint, ist derjenige, der Sie wählt, der künftige Heilige Vater. Wollen Sie dem Heiligen Vater eine reinhauen?“

Sehr, sehr berührend schilderte Erzbischof Gänswein die Momente nach der Wahl, als alle wussten, wer der neue Papst ist.
Kardinal Schönborn sagte am Tag danach etwas sehr Ergreifendes über Benedikts verstorbene Schwester Maria. – Sie hatte Anfang November 1991 einen Schlaganfall erlitten und ist einen Tag später verstorben. Ihr kleiner Bruder Joseph, dem sie den Haushalt machte, hatte einen Monat früher, Ende September 1991, einen leichten Schlaganfall erlitten, von dem er sich schnell wieder erholte. – Kardinal Schönborn sagte dem neuen Papst: „Heiliger Vater, während Ihrer Wahl habe ich oft an Ihre Schwester gedacht und habe mich gefragt, ob sie Gott gebeten hat, dass er ihr eigenes Leben nehme und das ihres Bruders verschone.“ Und Benedikt hat leise geantwortet: „Das glaube ich auch.“
Ein Einschub aus „Licht der Welt“: Noch im Jahre 2010 trug Benedikt die Uhr, die ihm seine Schwester nach ihrem Tod hinterlassen hatte.

Georg Gänswein schwor Benedikt gleich nach der Wahl Treue „in vita et in morte“.

Dies waren meine liebsten Stellen aus dem Buch, ergreifende, heitere, traurige und schöne.

Dann fand ich ein paar Tage später heraus, dass der Papst ein neues Buch veröffentlich hat, posthum. Es handelt sich gewissermaßen um sein geistiges Testament, und auf ausdrücklichen Wunsch des Papstes ist es nicht auf Deutsch erschienen, da sich jedes Mal ein mörderisches Geschrei erhebe, wenn ein Wort von ihm veröffentlich wird. Stattdessen ließ er die Texte aus dem Deutschen ins Italienische übersetzen. Ja, da wusste ich, was ich als nächstes lese, und so kam es, dass ich dieses Jahr bereits ZWEI Bücher gelesen habe in einer Sprache, die ich nie gelernt hatte.

900 Jahre Wormser Konkordat

Heute vor 900 Jahren wurde der wirkmächtigste Konflikt des Mittelalters, der Investiturstreit, von Kaiser Heinrich V. und den Legaten Papst Calixt II. vor den Toren der Stadt Worms mit dem Abschluss des Pactum Calixtinum und des Pactum Heinricianum beendet. Danach zogen Kaiser Heinrich V. und die Legaten von Papst Calixt II. in den Dom St. Peter, wo der Kaiser nach elf Jahren vom Bann gelöst wurde.
Später prägte Leibniz den Namen, den dieses Vertragswerk bis heute trägt: Wormser Konkordat.

Der Investiturstreit war (nach den spätantiken Burgundern) das zweite historische Thema, das mich in seinen Bann schlug. Die Faszination dafür kam niemals zum Erliegen, und meine Büchersammlung über den Investiturstreit erstreckt sich über zwei Regalbretter und wiegt weit mehr, als ich auf einmal tragen könnte. Andere historische Themen traten dazu, namentlich die auf meinem Block allgegenwärtigen großen Preußen aus königlichem oder junkerlichem Hause, weiterhin die Habsburger, ein gewisser Komponist aus Sachsen, die Ottonen und die Staufer, die Merowinger ebenfalls.

Der Investiturstreit aber stand ganz am Anfang.

Ich würde gerne noch mehr schreiben, wie wichtig mir dieses Thema ist, doch es fehlt die Kraft.

Farewell, Your Majesty

Thank You for a lifetime of service.

You were the epitome of monarchy and of duty fulfilled.
You wrote history. For many of us You were the bridge that connected the ever-changing world of the present to the vast and majestic field of history.

Now history has taken You forever in its arms, and cloaked the world in mourning.

You are forever happy in the glory of eternity.

Today we say our final farewell, until – as You once said to us in dark times – we meet again.